Guten Morgen und herzlich willkommen in dieser Woche.

Hoffentlich seid ihr von den Wassermassen und König Maggus verschont geblieben, falls ihr in Süddeutschland wohnt.

Ich bin heute etwas später dran, weil mein Auto zum TÜV geht und ich nach Abgabe gerade ein paar Kilometer nach Hause gelaufen bin. Jetzt geht’s erstmal zur Arbeit. Juhu oder so.

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    24 days ago

    Beim Thema Hochwasser gibt es aber seit der Katastrophe im Ahrtal auch viel blinden Aktionismus in den Kommunen.

    Hier wurden zum Beispiel für die Feuerwehren absurd viele Schmutzwasserpumpen zum Keller Auspumpen beschafft. (die Dinger hatten dann über ein Jahr Lieferzeit, weil alle Kommunen in Deutschland gleichzeitig auf die grandiose Idee gekommen sind, solche Dinger zu kaufen, und es weniger als eine Handvoll Hersteller gibt, die so was überhaupt bauen) Was da beschafft wurde, sind im Endeffekt zwar absurd viele Schmutzwasserpumpen für eine relativ kleine Kommune, die zum Großteil wahrscheinlich bis zur Aussonderung und anschließenden Ersatzbeschaffung irgendwo in der Ecke stehen und genau einmal im Jahr zur jährlichen Elektrogeräteprüfung mal kurz laufen werden. Falls es aber wirklich zu einer katastrophalen Überschwemmung kommen sollte, sind es allerdings trotzdem zu wenige. (Das ist die Natur eines katastrophalen Ereignisses, dass da die vor Ort vorhandenen Resourcen nicht ausreichen) Für ein kleineres, viel wahrscheinlicheres Ereignis sind sie aber totaler Overkill. Die Geräte sind überhaupt erst ab einem gewissen Wasserstand nutzbar, unter 10cm funktionieren sie kaum bis gar nicht, insbesondere, wenn Engpässe im überfluteten Keller, wie z.B. Möbel oder Türen, den Zufluss zum tiefsten Punkt im Keller einschränken. Normale Tauchpumpen wären dafür sinnvoller gewesen, die haben eine geringere Förderleistung und graben sich daher nur sehr unwahrscheinlich selbst das Wasser ab, außerdem saugen die zuverlässig bis ca. 1cm Wasserstand ab, danach kann man mit dem Wassersauger weitermachen

    Das größte Problem im Ahrtal war die völlig unzureichende Warnung der Bevölkerung, und bei dem Thema läuft die Wiederherstellung der Fähigkeiten, die es bis zur Abwicklung des bundesweiten Sirenennetzwerks 1993 noch gab, in der Fläche eher schleppend. (unter Anderem auch wieder, weil jetzt plötzlich alle Kommunen gleichzeitig Sirenen und Steuergeräte kaufen wollen und es nur wenige Hersteller und Montagefirmen gibt, die die Technik überhaupt liefern und installieren können)

    Das zweitgrößte Problem im Ahrtal war der fast vollständige Zusammenbruch der Kommunikation in der Flutnacht und danach. Das ist technisch bedingt:

    • Die sehr geringe Reichweite des TETRA-BOS-Funks bedingt eine sehr hohe Dichte an Basistationen, die brauchen alle Strom und haben in Regel keine wirkliche Notstromversorgung, sondern nur eine USV mit einer Batterielaufzeit von 2-4 Stunden und mit etwas Glück einen redundanten Stromanschluss.
    • Das TETRA-Netz funktioniert ähnlich wie das Mobilfunknetz und hat begrenzte Kapazitäten, was die Anzahl eingebuchter Endgeräte angeht. Die Netze und Netzkomponenten, die noch funktioniert haben, waren dann durch die Größe des Katastropheneinsatzes überlastet. (Tatsächlich haben auch vereinzelt die Konvois von Einsatzkräften auf dem Weg ins Ahrtal die Funknetze von Landkreisen, die sie durchquert haben, bei der Durchfahrt abgeschossen)

    Eine brauchbare Lösung dafür ist weder in Sicht, noch politisch gewollt, denn die wäre sehr teuer. (fest verbaute Notstromversorgung sämtlicher TETRA-Funkinfrastruktur, höhere Netzkapazitäten, falls überhaupt technisch möglich, alternativ Umstellung auf oder Vorhaltung eines zusätzlichen katastrophentauglicheren Funksystems, wie z.B. des alten analogen 4m/2m BOS-Funks, der eine wesentlich höhere Reichweite und keinerlei technische Grenzen der Netzkapazität hat, weil sich die Geräte nirgends einbuchen und nur Geräte, die gerade senden, das Netz überhaupt belasten)