Ich bin auf diesem Artikel gelandet der Argumentiert, dass genau wie in der “echten” Ökonomie eigentlich fast nie Nullsummenspiele passieren sondern die Idee eigentlich ist, den Kuchen immer größer werden zu lassen den sich alle Teilen, auch Status kein Nullsummenspiel sein muss.

Die größe des Statuskuchens hängt davon ab wie die Menschen sich selber bewerten. Wenn eine Gesellschaft erlaubt, dass sich möglichst viele Menschen gut bewerten ist der Statuskuchen groß.

Soweit der Artikel, dann kam mir der Gedanke, dass das ein entscheidender Unterschied zwischen politischen Strömungen zu sein scheint.

Bei Rechten scheint der Gedanke vorzuherschen, Status sei ein Nullsummenspiel und wenn sich andere Leute selbst besser bewerten als vorher müssten sich andere (also im Zweifel man selber) um die selbe Menge schlechter bewerten.

Beispiele wären sowas wie gleichgeschlechtliche Ehe “Das wertet die ‘echte’ Ehe ab”, Transrechte, Menschliche Wertschätzung von Arbeitslosen, etc etc

Was haltet ihr davon, macht das Sinn?

  • Ekybio@lemmy.world
    link
    fedilink
    Deutsch
    arrow-up
    15
    ·
    4 months ago

    Würde passen.

    Für Faschisten ist alles ein permanenter Krieg. Und wenn die eine Seite gewinnt, verliert die andere Seite.

    Ist das rational? Nein. Aber Nazis sind eben nicht rational.

    Beispiel Ehe: Die eigene Ehe wird nicht schlechter, nur weil alle Partner das gleiche soz. Geschlecht haben. Im Gegenteil, sie wird sogar fortlaufend legitimiert durch die Entscheidung anderer, ebenfalls zu heiraten.

    Aber wenn du rechts bist, weswegen dein Gehirn permanent zu wenig Sauerstoff bekommt, sieht die Welt sicher anders aus.

  • takeheart@lemmy.world
    link
    fedilink
    Deutsch
    arrow-up
    10
    ·
    edit-2
    4 months ago

    Tja, meine Journalismus Lehrerin hat es mal so ausgedrückt: es gibt Menschen die ihr Wohlergehen darauf begründen, dass es anderen schlechter geht als ihnen selbst und solche die es prinzipiell als Gewinn ansehen, wenn es anderen besser geht [auch wenn ihr eigener Zustand unberührt bleibt].

    Ich würde wohl sagen, dass in allen Menschen beide Haltungen veranlagt sind, aber bestimmte Charaterhaltungen, gesellschaftliche Strukturen und geistige Strömungen deutlich eines hervorbringen und die andere Seite unterdrücken.

    Das ganze lässt sich auf konkrete Handlungen übertragen: es gibt Handlungen, von denen beide Seiten profitieren, zB ein Informationsaustausch nach dem beide Seiten etwas dazu gelernt haben. Oder eben eine Person die sich stark fühlt, in dem sie eine andere wehrlos zusammen schlägt. Sport bietet gute Beispiele dafür wie ritualisierte Gruppenversionen davon aussehen können: beim Boxkampf kriegt wohl oder übel einer mehr auf die Nase als der andere. Im Grunde genommen verlieren beide, nur halt einer weniger. Bei einem Volkslauf dagegen steht im Vordergrund, dass alle durch die Betätigung und gegenseitigen Ansporn profitieren.

    Personen aus dem kulturkonservativen Bereich leben oft mit der impliziten Maxime, dass die Privilegien für ihre eigene in group, dh Personen die ihnen ähneln oder mit denen sie sich verbunden fühlen, geschützt und ausgebaut werden müssen. Personen, die dagegen als andersartig oder nicht zugehörig empfunden werden (die out group) sollen nicht in Genuss der eigenen Privilegien kommen und Übertritte sollen geahndet werden.

    Eine Gegenhaltung dazu ist, den Personenkreis mit denen man sich verbunden fühlt und mit denen man sich verbunden fühlt stetig zu vergrößern. Diese Haltung hat uns letztendlich konkrete Verankerungen wie die universelle Menschenrechte eingebracht und eine gewisse Minimalausprägung dieser Haltung scheint auch in der heutigen vernetzten, globalisierten Welt unerlässlich. Obgleich nobel lässt sie sich natürlich auch durch boshafte Akteure ausnutzen.

    • takeheart@lemmy.world
      link
      fedilink
      Deutsch
      arrow-up
      3
      ·
      4 months ago

      Addendum: also bei dieser Passage würde ich dem Artikel aber widersprechen:

      But what matters to me is my status as I perceive it; what matters to you is your status as you perceive it. Since each of us has his own system of values, it is perfectly possible for my status as I view it to be higher than yours and yours as you view it to be higher than mine.

      Das mag für das Verhältnis zwischen zwei unbekannten Personen stimmen aber bei vielen engere Konstellationen ist man auf bestimmte, begrenzte Personen angewiesen: im praktischen Umgang mit der eignen Familie ist mein Status von der Einschätzung weniger, ganz bestimmter Personen abhängig; es geht nicht allein darum wie ich mich selber in meiner eigenen Gedankenwelt sehe.

      • Killing_Spark@feddit.deOP
        link
        fedilink
        Deutsch
        arrow-up
        1
        ·
        4 months ago

        Interessanter Punkt. Ich glaube auf dem kleinen Level funktioniert die ganze Idee nicht mehr. In der Familie kommt man doch schnell an den Punkt, dass Status ein Nullsummenspiel wird, weil viel vom Status an konkreten Aufgaben hängt die man erledigt damit die Familie funktioniert.

        it is perfectly possible for my status as I view it to be higher than yours and yours as you view it to be higher than mine.

        Das hier geht ja eigentlich auch nur so lange gut (und ist ja die ganze Basis davon, dass man den “Statuskuchen” größer machen kann) bis eine oder beide Parteien klarheit darüber verlangen wer von beiden recht hat. Das passiert zwischen unbekannten relativ selten, bei Familien oder anderen engen Beziehungen schon eher mal.

        • takeheart@lemmy.world
          link
          fedilink
          Deutsch
          arrow-up
          1
          ·
          4 months ago

          Ich würde gar nicht sagen, dass Status in kleineren sozialen Einheiten wie der Familie ein Nullsummenspiel sein muss. Es können sich ja zB alle gegenseitig wert schätzen und lieben.

          Bei der ganzen Status Sache muss man auch immer bedenken, dass Menschen unterschiedliche Qualitäten wert schätzen. Wenn es in der Familie ein Finanzgenie, ein Tierflüsterer und einen Networker gibt haben vielleicht alle Qualitäten die andere bewundern und die Person deswegen hoch einstufen.

          Mein Anliegen war eher wie du auch schreibst, dass Innen- und Außenwahrnehmung annähernd übereinstimmen müssen, wenn man oft miteinander interagiert. Ansonsten kommt es zu Konflikten. Ich kann von einer anderen fremden Person auf der Straße was ein Loser denken und sie denkt stillschweigend das selbe von mir. Aber wenn ich meiner Tante nicht zum Geburtstag anrufe weil ich sie gering schätze und die Tanten aber erwartet, dass ich mit persönlich mit großen Geschenk und Torte aufwarte führt das unweigerlich zum Konflikt.

          • Killing_Spark@feddit.deOP
            link
            fedilink
            Deutsch
            arrow-up
            1
            ·
            4 months ago

            Bei der ganzen Status Sache muss man auch immer bedenken, dass Menschen unterschiedliche Qualitäten wert schätzen. Wenn es in der Familie ein Finanzgenie, ein Tierflüsterer und einen Networker gibt haben vielleicht alle Qualitäten die andere bewundern und die Person deswegen hoch einstufen.

            Genau! Mein Punkt ist mehr, in einer Familie gibt es mehr Möglichkeiten das doch wieder kaputt zu machen. Indem man deutlich mehr dieser Dinge übernimmt zum Beispiel. Vielleicht hängt das auch damit zusammen, dass es so einem engen Rahmen nur begrenzt Möglichkeiten gibt seinen Status zu verbessern?

            In großen Gruppen gibt es das Problem nicht wirklich oder zumindest weniger würde ich denken.

  • tryptaminev 🇵🇸 🇺🇦 🇪🇺@feddit.de
    link
    fedilink
    Deutsch
    arrow-up
    9
    ·
    4 months ago

    Irgendein Komiker hat es mal so ausgedrückt, dass die Deutschen gerne in der Scheiße stecken, solange sie knietief drinstecken und jemand anderes bis zum Hals.

    Ich denke, es ist ein grundsätzliches Problem mit materiellem Statusdenken. Es ist immer relativ dazu, wie es den anderen geht. Wer mehrfacher Millionär ist, hat mehr als genug, um allzeit ein gutes Leben zu führen. Trotzdem arbeiten Leute umso härter, um dutzende, hunderte, und schließlich tausende Millionen zu haben.

    Ökonomisch ist das Wahnsinn, denn der Grenznutzen des Zugewinns für ein Individuum nimmt immer weiter ab. Also jemand der 101 Millionen hat, ist dadurch nicht wesentlich glücklicher, als mit 100 Millionen. Aber diese eine Million könnte für tausende Menschen den Unterschied zwischen schwerer Armut und einem bescheidenem Leben machen, also eine enormen Nutzen bringen.