In Zeiten extremer Meinungspolarisierung ist es Bürgerpflicht alles zutun, um aus seinen Meinungssilos auszubrechen und den Versuch zu starten eine ganzheitlichere Meinungsbildung zu gewährleisten.

Warum? Wer sich in Echokammern zurückzieht leistet einer verdummten, unfairen, undifferenzierten Gesellschaft Vorschub. Anstatt nach Wahrheit und einer sinnvollen Erklärung zu streben, steht dann die Verleumdung eben dieser im Vordergrund. Wer nicht bereit ist andere Meinungen respektvoll zu hören, wer nicht bereit ist seine Meinung ggf. zu ändern bereitet denen einen Weg an die Macht, denen Wahrheit nichts bedeutet.

In einer Echokammer zu verharren macht einen persönlich arm und auch die Gesellschaft.

  • Obelix@feddit.org
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    1 day ago

    Ich halte es da mit Adorno:

    “Indem so einer seine untriftige, durch keine Erfahrung erhärtete, durch keine Überlegungen bündige Meinung als die seine proklamiert, verleiht er ihr, mag er sie auch scheinbar einschränken, gerade durch die Beziehung auf ihn selbst als Subjekt Autorität, die des Bekenntnisses. […] Umgekehrt ist ebenso verbreitet die Neigung, wenn man auf ein triftiges und begründetes Urteil stößt, das einem unbequem ist, ohne daß man es doch widerlegen könnte, es dadurch zu disqualifizieren, daß man es als bloße Meinung hinstellt.”

    Heißt im Kern, dass die bloße Berufung auf eine Meinung absoluter Quatsch ist und dass daher auch die Grundüberlegung deines Posts irgendwie nicht greifen kann. Ich kann natürlich der Meinung sein, dass in unseren U-Bahnröhren Außerirdische von der Venus leben, die 1947 mit ihrem Raumschiff über Düsseldorf abgestürzt sind. Ist halt natürlich absoluter Quatsch und wenn ich das öffentlich vertreten will, dann brauche ich dafür Belege, Beweise, Quellen und kann mich nicht darauf zurückziehen, dass das meine Meinung ist und dass andere die halt akzeptieren müssen. Gilt auch umgekehrt: Ich kann halt nicht einfach irgendwas, was mir nicht gefällt (etwa “Obdachlose leben in U-Bahnröhren”) abstreiten, weil das halt bloß deine Meinung ist, wenn du passende Belege dafür mitbringst.

    Sprich: Wir sollten einfach nicht über “Meinungen” diskutieren, denn das bringt nichts. Streich das Wort aus deinem Wortschatz, sondern versuche über Fakten und konkrete Dinge zu diskutieren.

    (und nach zig Jahren “Erfahrung” kann ich dir sagen: da knallt es gerade im rechten/rechtsextremen Bereich extrem, wenn du das Versuchst, denn Leute wie etwa ein Trump agieren mit Emotionen, Gefühlen, Meinungen, aber eben nicht mit Fakten und haben auch eine in sich widersprechende Logik. Wenn du wirklich auf konkrete Themen gehst und nicht auf nebulöse Meinungen, dann wird der Rechtsextreme irgendwann einfach nur anfangen zu pöbeln oder das Gespräch abbrechen)

    • cyberblob@discuss.tchncs.deOP
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      1 day ago

      Du hast eine tolle Sichtweise.

      Natürlich geht es in der Auseinandersetzung dann um Fakten.

      Ich habe ja auch nicht behauptet jeder kann eine Meinung haben und das ist das Ende der Fahnenstange. Denn dann kommt ja die Diskussion, die Auseinandersetzung. Eben jene sehen hier einige dann ja aber als kritisch an.

      Das Wort Meinung würde ich aber nicht streichen, ich würde behaupten, wir haben immer Meinungen, diese können aber gut oder schlecht durch Fakten begründet sein. Emotionen stellen nie eine gute, wenn doch eine menschlich-nachvollziehbare Begründung dar.

      Wir haben also Individuen mit Meinungen, diese basieren teilweise auf Fakten, teilweise auf Emotionen.

      Nur durch den Dialog, bei manchen auch die kritische innere Reflexion, werden jetzt also Fakten und Emotionen voneinander getrennt und die Fakten auf ihre Stichhaltigkeit hin überprüft.

      Im besten Falle verlassen dann die Individuen die Dialogsituation mit zwei Meinungen die sich angepasst haben, dichter beisammen liegen, besser begründbar sind.

      Manchmal sogar „der Wahrheit“ näher.

      • Obelix@feddit.org
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        1 day ago

        Das große Problem im Internet (und selbst auch hier auf Lemmy) ist, dass es viel zu viele Menschen gibt. Hier gibt es ja z.B. gerade in /c/europe diese ganzen Driveby-Kommentare, wo Leute vorbeikommen, ihre Meinung oder Parolen abladen und wieder verschwinden. Damit (und mit anderen Trollen) kommt man ab einer bestimmten Account/Forengröße leider nur klar, wenn man einen liberalen Umgang mit dem Bann-Button hat. Wenn du das mal selbst auf einem größeren Twitter-Account erlebt hast, wenn die Trollarmee kommt, dann diskutierst du nicht mehr und die sind auch nicht wirklich für Diskussionen offen. Bannen ist das einzige, was hilft. Das ist übrigens genau das, was du hier im Thread erlebst, viele User haben halt schon über zig Jahre zu viele Nazitrolle erlebt und haben natürlich überhaupt keine Lust mit noch einem zu debattieren. Das ist leider die Realität in einem Internet voller Trolle, bezahlter Propagandaaccounts und mit sehr vielen wirklich verwirrten Gestalten. Da wird man manchmal abgestempelt, das geht aber wirklich nicht anders, weil Zeitfressen auch eine Trollstrategie ist.

        Im Real Life ist das anders, bzw. auch nicht so wirklich. Natürlich kannst du mit deinen Leuten abendeweise in der Kneipe sitzen und debattieren. Funktioniert wunderbar und ist fruchtbar. Aber das klappt halt nicht, wenn du irgendwie in eine Free Palestine oder Anti-Windkraft-Demo läufst und dort debattieren willst.

        • cyberblob@discuss.tchncs.deOP
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          1 day ago

          Tatsächlich benutze ich gar kein Twitter, ist mir einfach zu populistisch, zu kurz, zu laut, wenn du so willst. Und raubt mir auch zu sehr meine Aufmerksamkeit.

          Du magst Recht haben, dass manche einfach keinen Bock auf Diskussion haben, weil sie zu oft in eben jene Situationen geraten sind. Das führt diese Plattform aber auch ad absurdum. Ich bin ja hier weil ich diskutieren will.

          Ich danke dir auf jeden Fall für den offenen Austausch.